Hier erläutern wir Fachbegriffe aus der Praxis der Erwachsenenbildung, die wir in unserem interaktiven Fragebogen EduScanPro und an weiteren Stellen in unseren Beiträgen und Veröffentlichungen verwenden.
Digitale Badges |
Digitale Badges sind digitale Abzeichen, die als Anerkennung an Lernende vergeben werden, um neu entwickelte Fähigkeiten und Kompetenzen zu bestätigen oder ihr Engagement zu würdigen. Open Badges sind ein technologischer Standard, der von Mozilla entwickelt wurde und für verschiedene Kontexte genutzt werden kann.
Ein digitaler Badge besteht aus einem Bildsymbol, das den Inhalt des Abzeichens repräsentiert, sowie aus Metadaten, die detaillierte Informationen über die verliehenen Kompetenzen enthalten. Dazu gehören auch die Ausstellenden bzw. die ausstellende Institution des Badges und der Kontext der Leistungserbringung. Dazu können nicht-digitale und digitale Nachweise elektronisch hinterlegt werden. Sie berücksichtigen oftmals den Weg und die erbrachten Leistungen der Lernenden, die zum Kompetenznachweis geführt haben. So kann z. B. auch das Prüfungsergebnis in der Form einer Präsentation oder eines E-Portfolios abgelegt werden. Sie werden online in Form einer PNG-Datei geteilt, anerkannt und ermöglichen es, digitale Zertifikatsnachweise in Webauftritten, Social Media und E-Mail-Signaturen zu präsentieren. (vgl. Buchem/Orr/Brunn 2019, S. 11 ff.)
Buchem, I./Orr, D./Brunn, C. (2019): Kompetenzen sichtbar machen mit Open Badges. In: Hochschulforum Digitalisierung (48). (Stand: 09.11.2023)
Kollaboratives Lernen |
Kollaboratives Lernen meint methodische Überlegungen und Aktivitäten des Lernangebotes wie z. B. die zeitgleiche Zusammenarbeit, Interaktion, Austausch und Reflexion in der Lernendengruppe, mit Lernpartner:innen oder weiteren Personen. Die gemeinsame Erarbeitung von Lerninhalten, Aushandlungsprozessen und Zusammenarbeit sind ein wichtiger Teil von zeitgemäßem Lernen, die eingebaut in den Lernprozess, die Handlungsorientierung und eine Entwicklung von Kompetenzen fördern. Zudem sollte die veränderte Kommunikation und Vernetzung in einer Kultur der Digitalität (vgl. Stalder 2021) auch in zeitgemäßen Lernprozessen berücksichtigt werden. Kollaboratives Lernen schafft Bedingungen, die insbesondere den Vernetzungsaspekt der Zusammenarbeit mit anderen Lernenden hervorheben. Hinzu kommt der Aspekt des Sozialen beim Lernen wie z.B. der Erfahrungsaustausch und die gemeinsame Reflexion, aber auch das Teilen von Wissen untereinander, sodass jede:r Teilnehmende sein/ihr Vorwissen und seine Erfahrungen einbringen kann.
Stalder, F. (2021). Was ist Digitalität? In: Hauck-Thum, U., Noller, J. (Hrsg.) Was ist Digitalität? Digitalitätsforschung / Digitality Research. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg.
Kompetenzen |
„Kompetenzen sind Fähigkeiten in offenen, unüberschaubaren, komplexen, dynamischen und zuweilen chaotischen Situationen kreativ und selbstorganisiert zu handeln (Selbstorganisationsdispositionen). Kompetenzen schlagen sich immer in Handlungen nieder. Sie sind keine Persönlichkeitseigenschaften.“ (Erpenbeck/Sauter (2015). Lernziele können sich auf den Umgang mit einem Sachgegenstand, den Umgang mit anderen Menschen oder den Umgang mit sich selbst beziehen. Entsprechend erfordert ein Sachgegenstand fachliche Kompetenzen (auch als Sachkompetenzen bezeichnet), der Umgang mit anderen Menschen soziale Kompetenzen und der Umgang mit sich selbst die sogenannten Selbstkompetenzen (vgl. Kerres 2018). Die strikte Trennung dieser drei Bereiche Fach-, Sozial- und Selbstkompetenzen lässt sich für diese Zwecke der Darstellung hier, aber nicht in der realen Welt aufrechterhalten.
Erpenbeck/Sauter (2015): Wissen, Werte und Kompetenzen in der Mitarbeiterentwicklung. Springer Gabler Wiesbaden, S. 14.
Kerres, Michael (2018). Mediendidaktik. Konzeption und Entwicklung digitaler Lernangebote. 5. Aufl. Berlin; Boston: De Gruyter.
Lernbedarf |
Der Lernbedarf ist der Spielraum zwischen den vorhandenen Kompetenzen, die die Zielgruppe tendenziell mitbringt und den gewünschten zu entwickelnden Kompetenzen. Der Lernbedarf ist dabei selten konkret mess- oder bilanzierbar. Ziel ist es vielmehr Tendenzen festzuhalten, mit denen man diesen Spielraum möglichst genau beschreiben kann. Als zeitgemäße Antwort reicht nicht mehr ein bestimmter festgelegter Wissenskanon, sondern es geht um sowohl fachliche als auch personale Kompetenzen und deren Entwicklung.
Lernbegleitung |
Mit Lernbegleitung wird das Bildungspersonal bezeichnet, welches die Lernenden im Verlauf des Lernangebotes begleitend, beratend und moderierend beim Lernen und dem Erreichen der Lernziele unterstützt. Wesentlich ist hier der Wandel von der Rolle der Wissensvermittler:in zur Lernbegleitung. Lehrende sind weniger reine Wissensgeber:innen, sondern sie ermöglichen geeignete methodisch-didaktische Rahmen für das selbstgesteuerte Lernen. Den Lernenden wird mehr Verantwortung für das eigene Lernen übergeben und selbstgesteuertes Lernen wird gefördert und gefordert. So geht es als Gesamtaufgabe weniger darum, Inhalte als Expert:in darzubieten, sondern kontinuierlich zu prüfen, ob der gesetzte didaktische Rahmen unterstützend oder hindernd für das Lernen der Teilnehmenden ist. Zudem gilt es zu entscheiden, ob eine Anpassung für alle, oder für einzelne Parameter oder einzelne Teilnehmende notwendig erscheint.
Görl-Rottstädt, D. et. al. (2022): Überlegungen für die Implementierung einer Konzeption zur (digitalen) Lernberatung und Lernbegleitung im Hochschul- und Berufsschulkontext. In: Arnold, R./ Schön, M. (Hrsg.) (2022): Lernbegleitung. Anmerkungen zu einem Modus pädagogischer Professionalität. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
Lernformen |
Lernformen lassen sich danach unterscheiden, ob Lernen im Sinne eher fremdgesteuerter Impulse der Lehrenden stattfindet, oder ob der methodisch-didaktische Rahmen eines Lernangebots Freiräume für selbstgesteuertes Lernen integriert. In der Konsequenz entstehen verschiedene Sozialformen sowie Methoden, die das Lernen ermöglichen, in denen die Lernenden wenig oder viel Verantwortung für das eigene Lernen übernehmen. Zeitgemäße Lernformen setzen auf Kompetenz- und Handlungsorientierung. Besonders geeignet sind problemorientierte und projektbezogene Lernformen, da sie wesentliche Komponenten von Selbststeuerung, Individualisierung und Kollaboration berücksichtigen (z.B. selbstgesteuertes Lernen oder Erfahrungslernen im Kontext eines Praxisprojekts).
Lerninhalte |
Lerninhalte meint alle Gegenstände und Themen, die im Rahmen eines Lernangebotes bearbeitet werden. Neben der Formulierung von Lernzielen ist eine zweite Aufgabe, deren Erreichung durch dazu passende Lerninhalte zu ermöglichen. Die Lerninhalte sollen die Teilnehmenden transparent und nachhaltig auf ihrem Weg zu ihren Lernzielen voranbringen. Man kann nicht alles in das Lernangebot integrieren, was an Lerninhalten existiert. Entsprechend ist eine Auswahl unerlässlich. Hier können bestimmte Vorgehensweisen unterstützen, um zu einer didaktischen Reduktion eines komplexen Lerninhaltes für die Zielgruppe und den Lernbedarf zu gelangen (vgl. Arnold 1990, S.60).
Arnold, R. (1990): Berufspädagogik. Lehren und Lernen in der beruflichen Bildung. Aarau.
Lernprozesse |
Lernprozesse meint die Abfolge von strukturgebenden Elementen und Lernaktivitäten, durch die Lernende sich neues Wissen aneignen und Kompetenzen entwickeln. Der Lernprozess wird durch verschiedene Faktoren wie Motivation, Umgebung, didaktisch-methodische Auswahl und vorhandenes Vorwissen und Vorerfahrungen der Lernenden beeinflusst.
Lernziele |
Lernziele tragen dem Lernbedarf der Zielgruppe Rechnung und sind klar definiert, spezifisch, messbar, realistisch, terminiert und transferorientiert. „Lernziele sind die möglichst exakte Beschreibung des angestrebten Lernergebnisses“ (Siebert 1999, S. 79) und lassen sich in Grob- und Feinlernziele untergliedern. Für die Formulierung von Lernzielen wird z. B. die Bloomsche Lernzieltxonomie genutzt.
wb-web „Lernziele und Lernergebnisse“ (zuletzt aufgerufen am 09.11.2023)
Personale Kompetenzen |
Unter personalen Kompetenzen verstehen wir entsprechend des Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR), die Fähigkeit und Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln und das eigene Leben eigenständig und verantwortlich im jeweiligen sozialen, kulturellen bzw. beruflichen Kontext zu gestalten. Die personalen Kompetenzen werden weiter unterteilt in „Sozialkompetenzen“ und „Selbstkompetenzen“.
DQR Glossar – Personale Kompetenzen (zuletzt aufgerufen am 13.11.2023)
Selbst- und Sozialkompetenzen |
Selbst- und Sozialkompetenzen werden zusammengefasst auch als Personale Kompetenzen bezeichnet.
Sozialkompetenz bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, zielorientiert mit anderen zusammenzuarbeiten, ihre Interessen und sozialen Situationen zu erfassen, sich mit ihnen rational und verantwortungsbewusst auseinanderzusetzen und zu verständigen sowie die Arbeits- und Lebenswelt mitzugestalten.
Selbstkompetenz/Selbständigkeit bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, eigenständig und verantwortlich zu handeln, eigenes und das Handeln anderer zu reflektieren und die eigene Handlungsfähigkeit weiterzuentwickeln (DQR)
DQR Glossar – Sozialkompetenz, Selbstständigkeit (zuletzt aufgerufen am 13.11.2023)
DQR Glossar – Sozialkompetenz, Selbstständigkeit (zuletzt aufgerufen am 13.11.2023)
Taxonomien |
Eine wertvolle Unterstützung für die Formulierung von Lernzielen ist die Bezugnahme auf eine Lernzieltaxonomie von z. B. Anderson/ Krathwohl 2001. Taxonomien gelten als Standardwerkzeug in der Didaktik und unterstützen die systematische Unterteilung von (meist kognitiven) Lernzielen in Niveaustufen. Lernzieltaxonomien geben Hinweise für eine geeignete Formulierung. Wesentlich ist hier, dass es sich dabei um ein Verb handelt, das ein möglichst messbares, überprüfbares oder beobachtbares Lernergebnis benennt, z. B. „die Teilnehmenden, können benennen, beschreiben, Schlussfolgerungen ziehen, bewerten, selbst gestalten etc.“, aber z. B. nicht: „Die Teilnehmenden haben behandelt, sind vertraut mit, haben sich auseinandergesetzt mit“ (vgl. Kerres 2018).
Kerres, Michael (2018). Mediendidaktik. Konzeption und Entwicklung digitaler Lernangebote. 5. Aufl. Berlin; Boston: De Gruyter.
Anderson, L. /Krathwohl, D. (2001): A taxonomy for learning, teaching, and assessing: a revision of Bloom’s taxonomy. New York: Longman.
Zielgruppenmerkmale |
Merkmale einer Zielgruppe können z. B. demografische, geografische, psychografische und verhaltensbezogene Faktoren umfassen, wie zum Beispiel Alter, Geschlecht, Wohnort, Interessen, Kaufverhalten und Online-Aktivitäten. Zur Beschreibung der Zielgruppe eines Lernangebotes gehört zudem ein Kompetenzprofil, das Aussagen darüber trifft, welche fachlichen und personalen Kompetenzen bei der Zielgruppe vorhanden sind. Die Ermittlung von Branchenspezifika und typischen Arbeits- und Lernumgebungen sowie bekannten Herausforderungen der Zielgruppe im Tätigkeitsfeld sollten Eingang in die Beschreibung finden. Ebenfalls dazu gehören Vorerfahrungen der Zielgruppe mit digitalen Lernumgebungen oder Informationen zu ihren bisher in Anspruch genommenen Weiterbildungsformen und Lernangeboten.
Schlutz, E. (2006). Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwicklung. Münster: LIT.