Rückblick auf die Fachtagung „Qualität in digitalen Lernräumen – Was macht gute Lernprozesse aus?“
Die weiter gelernt Fachtagung fand in diesem Jahr zum ersten Mal digital statt. Rund 65 Teilnehmende trafen sich am 23. November 2021 online, um sich über das Thema „Qualität in digitalen Lernräumen – Was macht gute Lernprozesse aus?“ auszutauschen.
Der Schwerpunkt der Tagung lag auf den Fragen zur Qualitätssicherung und -entwicklung in digitalen Lernräumen. Die Teilnehmenden reflektierten gemeinsam ihre Erfahrungen der letzten 1,5 Jahre, die sich stellenweise anfühlten wie Wildwasser Rafting und diskutierten Qualitätskriterien für die digitale Erwachsenenbildung. Der vorliegende Blogbeitrag fasst die Ergebnisse der Tagung kurz zusammen und reflektiert die Umsetzung einer Online-Tagung aus Sicht der Veranstalterin. Damit möchten wir unsere Erfahrungen bei der Ausrichtung digitaler Fachveranstaltungen teilen.
Was hat sich bei Berliner Weiterbildungseinrichtungen während der Corona-Pandemie verändert?
Viele Einrichtungen der Weiter- und Erwachsenenbildung waren mit Beginn der Corona-Pandemie gezwungen, ihre Angebote schnell zu digitalisieren und ihre internen Arbeitsweisen anzupassen. Das führte zu großen Umstellungen. Verschiedene Berliner Weiterbildungseinrichtungen haben für die Tagung Video-Einblicke gegeben, was sich bei ihnen während der Pandemie verändert hat.
Exemplarisch sehen Sie hier das Video von BBQ – Baumann Bildung und Qualifizierung GmbH:
Organisation der Online-Fachtagung
Im Vorfeld der Tagung überlegte sich das Team weiter gelernt, wie die digitale Tagungsoberfläche gestaltet werden könnte. Kriterien waren:
- Ein gemeinsamer Ort für Austausch und Wissensweitergabe
- Nutzung von Tools/Anwendungen, die auch in der Bildungspraxis Anwendung finden
- Einfache Kommunikation/Kollaboration ermöglichen
- Teilnehmenden die Möglichkeit geben, selbst Beiträge einzustellen
- Anschauliche Darstellung
- Abwechslung, Einfachheit, Orientierung und Verständlichkeit
- Gewährleistung des Datenschutzes
Nach diesen Kriterien entschieden wir uns für drei digitale Anwendungen, die zusammen die o.g. Qualitätskriterien abdeckten: Moodle, Zoom und Hyhyve.
Tagungsraum auf Moodle
Den Überblick über die gesamte Fachtagung erhielten die Teilnehmenden auf der kos Moodle Plattform. Die Wahl als digitaler Tagungsraum fiel auf Moodle, da das Lernmanagementsystem bei vielen Bildungseinrichtungen genutzt wird und so eine hohe Anschlussfähigkeit sichergestellt war. Der Moodle Lernraum wurde mit dem Broad-Kursformat gestaltet.
Im Tagungsraum waren die Zoom-Links zum Hauptraum und den Workshopräumen hinterlegt, die Teilnehmenden konnten den Ablauf einsehen und zusätzliche Informationen und Materialien zu ihren Workshops finden. Außerdem konnten die Teilnehmenden sich in einem Forum den anderen Teilnehmenden vorstellen und schon vorab Fragen zu ihren Workshops stellen oder im Nachgang Diskussionen aus den Workshops fortführen. Auch die oben genannten Videobeiträge aus den Berliner Weiterbildungseinrichtungen konnten hier angeschaut werden. Für die Mittagspause und das gemeinsame Netzwerken führte ein Link zu Hyhyve.
Einen Einblick, wie der Moodleraum für die Tagung gestaltet war, erhalten Sie in diesem Begrüßungsvideo für die Teilnehmenden.
Live-Austausch über Zoom
Über das Videokonferenztool Zoom wurden das Plenum und die Workshops angeboten. Diese Räume wurden von unseren Referentinnen moderiert, ein*e Kolleg*in war jeweils für den technischen Support zuständig. Die Teilnehmenden hatten immer wieder die Möglichkeit sich aktiv in das Geschehen einzubringen. Erfreulich war, dass viele Teilnehmende mit Kamera zugeschaltet waren.
Netzwerken über Hyhyve
Für den informellen Austausch und Netzwerken gab es außerdem einen digitalen Raum auf hyhyve.com. Kaffeegespräche und zufällige Begegnungen sind bei solchen Tagungen wichtig, und dafür gab es das weiter gelernt Clubhouse.
Die Nutzung von hyhyve entspricht den Datenschutzanforderungen. Die Teilnehmenden müssen sich nicht anmelden, es erfolgt keine Aufzeichnung der personenbezogenen Daten und/oder Gespräche. Als Avatar können sich Teilnehmende frei durch den Raum bewegen. Haben sie ihre Kamera und das Mikrofon freigeschaltet, können sie mit anderen Teilnehmenden kommunizieren, sobald sie aufeinandertreffen.
Sowohl während der Mittagspause als auch am Ende der Veranstaltung war das weiter gelernt Clubhouse geöffnet und wurde von den Teilnehmenden fleißig genutzt.
Onboarding und Begleitmaterial zur Tagung
Bereits eine Woche vor Veranstaltungsbeginn startete das Onboarding der Teilnehmenden. Ziel war es, möglichst vorab eine Orientierung zum Veranstaltungstag zu geben, Materialien flipped bereitzustellen und bei Bedarf Fragen und Schwerpunktewünsche der Teilnehmenden einzusammeln.
Dafür wurde der Moodle-Lernraum vorab geöffnet. Die Teilnehmenden wurden gebeten, sich und ihre Arbeit vorzustellen. Zu einzelnen Tools und Anwendungen gab es kurze Erklärvideos, um technische Fragen möglichst im Vorfeld klären zu können.
Zusätzlich erhielten die Teilnehmenden einige Tage vor der Veranstaltung analoge Begleitmaterialien:
- Monsterkarten (Stimmungskarten) zur Interaktion bei der Veranstaltung
- Schreibblock zum analogen Notieren wichtiger Gedanken und Ergebnisse
- Lernzeitschild, um ungestört an der Tagung teilnehmen zu können
- weiter gelernt RFDI-Blockerkarte für den Geldbeutel
Ergebnisse der Tagung
Im Sinne eines ganzheitlichen Qualitätsverständnisses in Bildungsprozessen beschäftigte sich die Tagung mit folgenden thematischen Schwerpunkten:
- Digitale Lehr-Lernangebote
- Lernprozesse und -formen
- Lernumgebung
- Methodik-Didaktik
- Rolle und Kompetenzen der Lehrenden
- Zertifizierung und Anerkennung
Begrüßung – Christin Richter, Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales
Zu Beginn der Veranstaltung begrüßt Christin Richter, Leiterin des Referats Berufliche Qualifizierung und Berufsbildungspolitik bei der Berliner Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales, die Teilnehmenden. Sie blickt zum einen auf das vergangene Jahr, zum anderen aber auch auf die Berliner Förderlandschaft der Erwachsenen- und Weiterbildung. Das Projekt Koordinierungsstelle Qualität – weiter gelernt wird schon seit einigen Jahren von der Berliner Senatsverwaltung gefördert und hat sich als wichtiges Projekt etabliert.
Impulsvortrag „Qualität in digitalen Lehr-Lernprozessen“ – Sophie Keindorf, k.o.s GmbH
Sophie Keindorf, die Projektleiterin von weiter gelernt, blickte mit den Teilnehmenden zu Beginn ihres Vortrags auf die letzten 1,5 Jahr zurück. 56 Teilnehmende beantworteten die folgenden vier Fragen zum Einfluss der Corona-Pandemie auf ihre Organisationen und Arbeit.
Deutlich wurde, dass vor der Pandemie der Fokus der Weiterbildungseinrichtungen auf Präsenzveranstaltungen lag (93%) und über die Hälfte der teilnehmenden Einrichtungen (57%) es als große Herausforderung empfanden auf Onlineformate umzustellen. Jeweils über zwei Drittel der Organisationen hat die Pandemie dazu veranlasst, neue Formate zu einzusetzen (89%), die Arbeitsorganisation zu verändern (86%), die Infrastruktur/Ausstattung zu erweitern (73%) und neue digitale Lernmedien zu nutzen (73%). 88% der Einrichtungen erwarten, dass digitale Angebote in einem Jahr ein fester Bestandteil ihres Portfolios sein werden, während 21% davon ausgehen, dass sie weitgehend zu Präsenz- und analogen Angeboten zurückkehren werden. 55% der Einrichtungen gaben an, dass sie die Erfahrungen mit digitalen Lernmedien in interne Qualitätskriterien überführen möchten.
Bei der Entwicklung von Qualitätskriterien für digitale Lernangebote bietet es sich an, auf bestehende Qualitätsprinzipien zurückzugreifen. Der Großteil der Bildungseinrichtungen in Deutschland ist nach einem Qualitätsmanagementsystem zertifiziert. Dieses kann als Ausgangspunkt genutzt und durch Qualitätskriterien für zeitgemäße, digitale Lernangebote angereichert werden. Die k.o.s GmbH hat dafür als Handlungshilfe das Qualitätsmodul Digitale Strategie entwickelt. Mittels Reflexionsfragen zu den eigenen Lernangeboten werden Bildungseinrichtungen dabei unterstützt, ihre eigenen Qualitätskriterien nach feststehenden Merkmalen zu definieren, zu beschreiben und zu überprüfen.
Denn, es gibt keinen objektiv feststehenden Maßstab für gute Qualität, da diese immer aus unterschiedlichen Bezügen definiert wird, die durch vorab festgelegte Anforderungen überprüft und weiterentwickelt werden können. Einrichtungen, die qualitätsvolle Lernangebote anbieten wollen, müssen daher für sich selbst (als Organisation) und für ihre Angebote (Bildung) diese Qualitätsarbeit leisten.
Um diese Prozesse zu unterstützen, finden sich auf der Website weiter gelernt zahlreiche Arbeitshilfen und werden regelmäßig offene Seminare für Einrichtungen der Erwachsenen- und Weiterbildung im Land Berlin angeboten. Entsprechend der o.g. Qualitätsmerkmale wurden die Workshops der Tagung ausgerichtet, um themenspezifisch Anregungen für die Umsetzung zu geben.
Die Präsentation des Impulsvortrags finden Sie hier.
Workshoprunde 1
Workshop 1: Qualitätskriterien für gute digitale Lernangebote
In Workshop 1 lag der Fokus auf Qualitätskriterien für gute digitale Lernangebote. Deutlich wurde, dass die Ausgestaltung der jeweiligen Qualitätsmerkmale und -kriterien sich je nach Zielgruppe, Inhalten, Art der Weiterbildungseinrichtung, angebotenen Formaten etc. unterschieden. Im Workshop haben die Teilnehmenden konkrete Qualitätskriterien für digitale Lernangebote zusammengetragen und sich zu ihren Erfahrungen in der Umsetzung ausgetauscht.
Referentin: Sophie Keindorf, k.o.s GmbH
Workshop 2: Zeitgemäße Lernarchitekturen
In diesem Workshop ging es um zeitgemäße Lehr-Lernkonzepte, die individuelle und selbstgesteuerte Lernprozesse unterstützen. Die Teilnehmenden erarbeiteten gemeinsam Gelingensfaktoren für selbstgesteuertes Lernen. Dabei nahmen sie die Lernumgebung, Begleitung, Lernkultur, Material, Kommunikation und Projektarbeit in den Blick.
Referentin: Anna von Heyden-Mikheeva, k.o.s GmbH
Workshop 3: Rolle der Lehrenden
Workshop 3 dreht sich um die Frage, wie sich das Rollenverständnis von Lehrenden wandelt und welche Kompetenzen für Lehrende immer wichtiger werden. Die Teilnehmenden diskutierten über die nötigen Kompetenzen und trugen Unterstützungsmöglichkeiten für den Erwerb dieser Kompetenzen zusammen.
Referentin: Kathrin Kochseder, k.o.s GmbH
Workshop 4: Methoden praktisch umsetzen
Das praktische Ausprobieren und Reflektieren von Methoden wurde in den Workshops 4 und 8 angeboten. Hier konnten neue Methoden selbst erlebt werden. Nach jeder Methode gab es eine Abstimmung über deren Anwendbarkeit im eigenen Kontext und eine Diskussion über weitere Anwendungsmöglichkeiten. Außerdem erstellten die Teilnehmenden eine Übersicht mit Methoden unter anderem zur kollaborativen Erarbeitung, Visualisierung und zum Warmup einer Gruppe.
Referentin: Verena Cohrs, k.o.s GmbH
Workshoprunde 2
Workshop 5: Digitale Lernumgebung gestalten
Workshop 5 behandelte Aspekte, die bei der Gestaltung digitaler Lernräume beachtet werden sollten, um den Lernprozess der Teilnehmenden bestmöglich zu unterstützen. Dabei wurde mit der Metapher des Lernhauses gearbeitet (siehe Workbook kosLearningLab, S. 44). Anhand des Tagungsmoodleraumes diskutierten die Teilnehmenden über Möglichkeiten zur Strukturierung von digitalen Räumen und leiteten daraus Gestaltungsmöglichkeiten für eigene Lernräume ab.
Referentin: Lisa Kammerer, k.o.s GmbH
Workshop 6: Kompetenzen anerkennen – Badges in digitalen Lernprozessen
Dieser Workshop drehte sich um die Nutzung von (Open-)Badges für die Anerkennung von informellen Lernprozessen. Als Praxisbeispiel wurden digitale Kompetenz-Badges vorgestellt, die im Rahmen von weiter gelernt für die Werkstattreihe kosLearningLab auf Grundlage des europäischen Kompetenzrahmen für Lehrende (DigCompEdu) erarbeitet wurden. Anschließend erarbeiteten die Teilnehmenden gemeinsam Vorteile und Hindernisse für die Nutzung von Badges und diskutierten, wie Hindernisse behoben werden können.
Referentin: Sophie Keindorf, k.o.s GmbH
Workshop 7: Monitoring und Feedback im digitalen Raum
Ein zentrales Prinzip im Qualitätsmanagement ist die kontinuierliche Verbesserung. Im Workshop 7 wurden verschiedene Formen des Monitoring und Feedback im digitalen Raum diskutiert. Die Teilnehmenden blickten gemeinsam auf ihre Arbeitspraxis und besprachen, wie sie sich Feedback von ihren Teilnehmenden holen und wie mit den Ergebnissen des Feedbacks umgegangen wird. Außerdem wurden digitale Tools für das Feedback gesammelt.
Referentin: Anna von Heyden-Mikheeva, k.o.s GmbH
Workshop 8: Methoden praktisch umsetzen
Das praktische Ausprobieren und Reflektieren von Methoden wurde in den Workshops 4 und 8 angeboten. Hier konnten neue Methoden selbst erlebt werden. Nach jeder Methode gab es eine Abstimmung über deren Anwendbarkeit im eigenen Kontext und eine Diskussion über weitere Anwendungsmöglichkeiten. Außerdem erstellten die Teilnehmenden eine Übersicht mit Methoden unter anderem zur kollaborativen Erarbeitung, Visualisierung und zum Warmup einer Gruppe.
Referentin: Kathrin Kochseder, k.o.s GmbH
Abschluss der Tagung
Für die Tagung wurde ein digitales Badge entwickelt, dass die Teilnehmenden im Anschluss erhielten. Das Badge dient als Teilnahmenachweis. Entsprechend der OpenBadge Standards wurden die Metadaten hinterlegt.